Modellflug: Freiflug Jonathan

Wie der siebenjährige Jonathan zum echten RC-Piloten wurde

Am Mittwoch, dem 11.04.2012 war es soweit! Das Wetter der letzten Tage war für den Modellflug nicht besonders gut geeignet, aber an diesem Nachmittag lichtete sich der Himmel über der Amöneburg und ein Flugbetrieb war möglich. Natürlich wurde das von den F-Schleppbegeisterten der Flugsportvereinigung-Blitz e.V. sofort ausgenutzt und die vorhandenen Großsegler mit einer 140ccm-Wilga in den Himmel geschleppt.
Selbstverständlich war an diesem Flugtag auch Jonathan Weber (7 Jahre) wieder mit von der Partie. Der junge Flugschüler hatte seine Modellflugausbildung schon im Vorjahr mit seinem easy-Star begonnen.
Allerdings war es im vergangenen Jahr noch nicht möglich, sich auf dem Flugplatz freizufliegen! Freifliegen? Ach ja, bei der FSV-Blitz Amöneburg e.V. gibt es neben der manntragenden Abteilung auch ein kleine Modellfliegergruppe. Wie bei den Manntragenden wird auch bei den Modellfliegern am Ende der Flugausbildung vom Fluglehrer bestimmt, wann der Schüler sich freifliegen darf. Dann muss er selbständig drei Platzrunden fliegen und sicher landen. Zum ersten Mal fliegt dann der Schüler alleine, für alle ein besonderer Augenblick, der zeitlebens niemals vergessen wird! So auch in der Modellfluggruppe. Nachdem Jonathan im vergangenen Jahr viele Stunden im Lehrer/Schüler-Flugbetrieb ausgebildet worden war, merkte man allerdings noch hier und da motorische Einschränkungen bei den damals noch Sechsjährigen. Die Koordination von Seiten- und Höhenruder klappte noch nicht perfekt. So wurden über die Winterzeit einige Stunden am heimischen Flugsimulator verbracht. Hier konnten die erlernten Fähigkeiten verfestigt werden. Da am Flugsimulator zusätzlich die Möglichkeit besteht, auch Segelflugmodelle mit Querrudern zu fliegen, erlernte Joni auch diese Form des Modellsteuerns. Daher wurde der Vater im Frühling „genötigt“ ( Joni wollte das unbedingt…!), den easy-Star mit Querrudern auszustatten. Schon früh wurde der Lehrer-Schüler-Betrieb in der Natur mit Jonathan wieder aufgenommen und manch kalte Finger waren die Folge. Auch das Fliegen mit den Querrudern machte dem nun weiter gereiften Modellflugschüler keine Probleme mehr. Daher entschloss sich Jonis Modellfluglehrer am besagten Flugtag, den Großseglerbetrieb zu unterbrechen, und Jonathan zum Freiflug vorzustellen.
Unter den Augen der Modellflugkameraden wurde der easy-Star startklar gemacht, und wie immer zunächst alle Ruder auf Funktion überprüft. Die robbe Futaba T7CP wurde eingeschaltet, aber was war das denn? Ausgerechnet heute hatte das Seitenruderservo das zeitliche gesegnet und seinen Dienst versagt! Nun wurde überlegt und dann durch den Fluglehrer das Freifliegen abgesagt. Ohne Seitenruder war die Gefahr eines Modellabsturzes zu groß. Aber das konnte Jonathan nicht akzeptieren! Der Siebenjährige wollte sich nun endlich Freifliegen und zu den fertigen RC-Piloten dazugehören.
So wurde der Fluglehrer erneut „bearbeitet“. „Ich kann das auch ohne Seitenruder“ Ich fliege die Kurve dann mit den Querrudern!“ meinte Jonathan. Der Fluglehrer gab nach und das Seitenruder wurde in Geradeausstellung fixiert. Dann trat Joni
mit seinem Flieger auf die Startbahn und flog eine fehlerfrei Platzrunde mit „Fuß-Landung“. Gut gemacht, alle Flieger begrüßten die Landung mit Beifall!
Noch zweimal führte Jonathan seine Platzrundenflüge fehlerfrei aus, was wieder zu Beifall führte und nach der dritten Landung sah man dem kleinen Jungen die Erleichterung und Freude schon im Gesicht an! Die Kameraden eilten herbei und nun erfolgte das, was Joni schon seit einiger Zeit in Sorge versetzt hatte! Nach alter Tradition erhält jeder neue Modellpilot von jedem Anwesenden einen kräftigen Klapps auf sein Hinterteil.
Das soll das Gefühl für die Thermik schulen. Aber wer nun an Kindesmisshandlung in Modellflugkreisen denktist falsch gewickelt. Natürlich ist diese Tradition nur eine symbolische Handlung und Jonathan hatte also nichts zu befürchten. „War gar nicht schlimm!“ waren seine Worte nach der Aktion. Weiter ist es üblich, die neuen RC-Piloten mit einem kleinen Geschenk zu erfreuen, und so erhielt Jonathan das von ihm lange ersehnte neue Vereins-T-Shirt, über welches er sich sehr freute.
Nach dem abschließenden Gruppenfoto wurde dann der Großseglerbetrieb wieder bis zum Abend aufgenommen und noch so mancher schöne Flug mit den Schleppzügen gemacht.
Natürlich nutzte auch der frisch gebackene Modellflieger noch so manche Startmöglichkeit. Am Abende ließ man den schönen und erfolgreichen Tag noch in gemütlicher Runde ausklingen, in welcher sich Jonathan nun wie ein „Großer“ fühlte.